Sonntag, 10. April 2022

Mittags bin ich wieder halbwegs arbeitsfähig und am Abend spüre ich so gut wie gar keine Nachwirkungen des Zusammenbruchs mehr fest. Ich kann auch wieder normal essen – die vergangenen drei Tage habe ich nur Wasser und Tee zu mir nehmen können. Obwohl ich diese Zusammenbrüche bereits vier oder fünfmal in der Zeit, in der ich mit den Hunden beschäftigt bin, erlebt habe, sind mir die Ursachen bislang unerklärlich geblieben. Es scheint sich um einen blitzschnellen Blutdruckabfall zu handeln, der alle Systeme komplett lahmlegt – Stichwort: Synkope. Ich kann mittlerweile ganz gut damit umgehen, muss aber, wenn sich der Kollaps ankündigt, innerhalb von wenigen Sekunden einen sicheren Ort finden, da ich dann für mindestens eine Stunde lang nicht mal mehr die Kraft aufbringe, mich selbst kriechend fortzubewegen. 

Gut dass der Kollaps vor einigen Tagen im Shelter passiert ist, die Hunde haben mich im Dreck liegend in Ruhe gelassen. Ich denke, ich war auch für mehrere Minuten bewusstlos. Da ich Erfahrung mit dem Verlauf habe, gerate ich auch nicht in Panik – ich weiß, dass ich nach spätestens zwei Stunden wieder aufstehen kann. Und, ich bin ja auch dieses Mal wieder sicher mit dem Auto nach Hause gekommen. Wenn ich mal auf solche eine Art abtreten sollte, wäre das keine schlechte Lösung. Ich müsste mal ein Langzeit EKG machen lassen, aber dafür habe ich ja auch kein Geld. 

Mittags bin ich im Shelter. Obwohl Pat heute ihren freien Tag hat, hat sie sich bereit erklärt die Hunde zu füttern. So muss ich nur Haus und Bereiche säubern, Wasser erneuern, Medikamente verteilen und Tarik die Infusion verabreichen. Zwischendurch bin ich mit Cookie und Jack bei Dr. Oi. Der Heilungsverlauf ihrer Wunden verläuft normal. 

Ich weiß nicht wie es anderen Rescuern ergeht, aber immer, wenn ich mehrfach mit Hunden in der Klinik bin, entwickeln sie zu mir eine intensivere Beziehung, auch wenn sie zuvor etwas distanziert verhielten. Das vermittelt mir das bitter-süße Gefühl, dass viele der Shelter- und Tempelhunde eigentlich viel mehr von mir wollen, als ich ihnen bei all der viele Arbeit, die ich mit ihnen habe, geben kann.