Montag, 16. Mai 2016

Der heutige Tag fängt ganz friedlich an und ist dann in der Mitte böse und am Ende traurig mit versöhnlichem Ausgang. 

Somchai kommt heute Morgen und setzt einen kleinen Baum um, den der vorgestrige Sturm umgeweht hatte. Rhonda nimmt mir Aufräumarbeiten im hinteren Bereich ab und am späten Vormittag kommt Josie. Sie möchte Fotos von allen Welpen, den großen und den kleinen gemacht haben, um sie zur Adoption ins Netz zu stellen. Da es draußen wieder regnerisch wird, machen wir die Aufnahmen in Uis ehemaligen Zimmer, um jeden Welpen ungestört fotografieren zu können. Die Welpen trage ich jeweils einzeln ins Zimmer und versuche einigermaßen brauchbare Bilder zu machen. Bei dem Raus und Rein sind auch ein paar der größeren Hunde im Haus. 

Als ich wieder einen Welpen ins Zimmer holen will, sehe ich zu meinem Entsetzen einige Hunde um Leila herumstehen. Leila liegt mit dem Rücken auf dem Boden und einer der Hunde hat sie an der Gurgel. Im Nu verjage ich die Hunde und nehme Leila auf. Sie ist ganz weich und nass in meinen Händen und ich befürchte das Schlimmste. Wir lassen alles stehen und liegen und ich fahre mit Leila zu Dr. Sam. Dort wird sie geröntgt, eine Ultraschall Untersuchung vorgenommen und sie wird eingehend abgehört. Äußere Verletzungen sind nicht festzustellen, kein Knochen ist gebrochen und der Ultraschall ergibt auch keine Aufschlüsse, ob Leila eventuell innere Verletzungen davongetragen hat. Augenscheinlich steht sie aber unter Schock. Dr. Sam hängt sie an den Tropf und möchte sie bis zum Abend unter Beobachtung haben. Schließlich hat Leila ja auch noch eine Vergiftung zu verarbeiten, und so wird erst ein Bluttestresultat und ihr Zustand in einigen Tagen Aufschluss geben, ob die beiden Attacken Folgen haben werden. 

Bevor Josie kam hatte ich Prajuab zwei Käfige gebracht, da er versuchen wollte zwei weitere Hündinnen einzufangen. Die Aktion sollte am späten Nachmittag erfolgen. Die Zeit davor nutze ich, um mit Diana zu Dr. Sam zu fahren. Dianas Blut muss auch untersucht werden, um festzustellen ob die Infusionsbehandlung Wirkung gezeigt hat. Außerdem steht für sie die Folgeimpfung an. 

Leila hängt am Tropf und ist ganz brav. Sie scheint sich ein wenig erholt zu haben. Ich mag mich täuschen, aber ich glaube auch, dass die Hunde sie nicht töten wollten. Wenn sie das gewollt hätten, wäre es mit Leila zu Ende gewesen. Was mich wundert, dass weder ich noch Josie Leila oder die Hunde gehört haben, obwohl wir im nächsten Zimmer waren. 

Ich bringe Diana wieder nach Hause und hole Mom Sam und Dang bei Prajuab ab. Dabei händige ich ihm jeweils 15 Einheiten Kombi- und Tollwutimpfstoffe aus, damit er weitere Hunde impfen kann. Mit den beiden Hunde fahre ich zur Silverlake Klinik. 

Unterwegs halte ich an dem Laden an der Soi Huay Yai, da ich Daeng und Nong Da, die beiden Hunde, der wir einer TVT Behandlung unterzogen hatten, am Straßenrand sehe. Die Hunde kommen auf mich zugelaufen und freuen sich mich zu sehen. Eigentlich hatten wir ja garnicht viel miteinander zu tun gehabt und man könnte denken, dass sie mich in keiner guten Erinnerung haben, da ich sie ja immer nur zu einer sicher nicht so angenehmen Behandlung abgeholt hatte. Vielleicht aber haben die Hunde ja einen siebten Sinn und fühlen, dass ich ihnen geholfen habe. 

Gerade als ich mich wieder auf den Weg machen will, kommt eine junge Frau auf mich zu und bittet mich mir einen Hund anzusehen, den sie versorgt. Die Hündin hat eine schlecht heilende Wunde und da sie noch nicht sterilisiert ist, teile ich der Frau mit, dass ich die Hündin bei der nächsten Vorbeifahrt in die Silverlake Klinik bringen werde. 

Dort angekommen, verfrachten wir die Hunde in geräumige Käfige. Das passiert mit Vorsicht, da Prajuab mir gesagt hatte, dass sie eventuell beißen könnten. Ich fahre danach zum Tempel. Am Sala treffe ich Tai, die mehrmals die Woche kommt, um die Hunde dort zu füttern. Sie hat einen guten Kontakt zu den Hunden und so komme ich das erste Mal durch sie auch wieder an Rocky und Toby heran. Ich nutze die Gelegenheit und nehme Toby auf und trage ihn zum Auto. Jetzt, wo er mit mir allein ist, bin ich ihm auch wieder vertraut und er lässt sich willig in den Käfig sperren. Ich möchte ihn untersuchen lassen, da er anscheinend ein paar Hautprobleme hat. 

Tai hat auch guten Kontakt zu der Hündin, die ich vor Wochen an der Vorhalle gesehen hatte und die nach mir geschnappt hatte, als ich sie anfassen wollte. Diese Hündin ist momentan die einzige, die noch nicht sterilisiert ist. Tai erklärt, dass sie sie sterilisieren lassen wird. 

Ich gehe rüber zur Vorhalle, um die Behälter zu füllen und sehe zu meinem Schrecken einen völlig abgemagerten Jimbo an den Toiletten liegen. Als ich ihn aufnehme, stelle ich fest, dass sein Bauch gelblich ist und sein Gaumen curryfarben. All diese Symptome, und die Tatsache, dass er vor einer Woche noch voller Leben war, deuten auf eine Vergiftung hin. Ich nehme Jimbo auf und fahre mit ihm und Toby zu Dr. Sam. Der meint, dass die Vergiftung bereits einige Tage zurückliege und die Überlebenschance gleich Null sei. Nach eingehender Beratung entscheiden wir dann das Unvermeidliche zu tun. Jimbo entschläft sanft während ich seinen Kopf halte und ihm in die Augen schaue. 

Toby wird untersucht und erstmal auf Cephalexin und Ivermectin gesetzt. Natürlich nehme ich ihn mit nach Hause wie auch Leila. Auf dem Weg dorthin gebe ich Jimbo zur Einäscherung in der NPW Klinik ab. 

Zu Hause lasse ich Toby erstmal in der Schleuse und bringe Leila ins Haus. Immer, wenn ich einen neuen Hund einführe, stelle ich ihn der Meute vor. Ich mag mich täuschen, aber die meisten der anwesenden Hunde verstehen, dass ich möchte, dass der Neuankömmling von ihnen aufgenommen wird. Nur Emma, Nousha und Hakim haben eine längere Leitung und benötigen einige mahnende Worte, damit auch sie kapieren, dass die Ankläfferei des Neuen von mir nicht honoriert wird. Toby, der am Strand eigentlich eher zu den Underdogs gehört, kommt schon nach einigen Minuten aus der Schleuse und taucht überraschenderweise schon nach einer halben Stunde vor der Küche auf. Ich hatte mir schon überlegt, ihn in der ersten Nacht im Haus zu halten, aber das erübrigt sich damit. 

In der Küche füttere ich die Welpen und auch Torro quetscht sich durch den Türspalt. Er humpelt, und als ich seinen linken Hinterlauf untersuche, stelle ich eine ordentliche Bisswunde fest. Ich hoffe, dass die Schwellung nach einigen Tagen Cephalexinvergabe wieder abklingt.