Freitag, 4. November 2011

Es fing alles mit Meow an
Ich lebe seit mehr als vierzehn Jahren in Thailand, davon seit über elf Jahren in Pattaya. 

Als ich vor ca. fünf Jahren für eine Marketing Agentur in Jomtien arbeitete, fand die Frau von meinem Boss ein Kätzchen im Korb von meinem Scooter, den ich vor dem Büro geparkt hatte. Das Kätzchen war so winzig und halb verhungert, dass ich dachte, dass es nicht überleben würde und wenn ich ehrlich bin, war ich an seinem Schicksal auch nur nebenher interessiert, da ich zu der Zeit ein nur distanziertes Verhältnis zu Tieren hatte.

Die Agentur war in einem so genannten 3-Etagen shop house untergebracht. Mein Arbeitsplatz war im dritten Stock und ich bewohnte ein Apartment im vierten Stock.

Nach einer Woche war das Kätzchen immer noch am Leben, und jedes Mal wenn ich runter ins Büro ging, sah ich es im Vorraum sitzen. Ich begann mich für sein Wohlergehen zu interessieren, säuberte seinen Napf und gab ihm frisches Wasser. Das Kätzchen war pechschwarz und ich entdeckte, dass es ein Kater war.

Das Katerchen wurde zunehmend abenteuerlustig und ich bemerkte, dass die Frau von meinem Boss und deren kleine Tochter das Interesse an ihm verloren. Deshalb kümmerte ich mich mehr und mehr um Meow, so nannte ich ihn. Meow heißt nichts anderes als 'Katze' auf Thai und am Anfang war das kleine schwarze Ding eben nur eine Katze für mich. Aber eigentlich ist 'Meow' ein Spitzname für Thai Mädchen und Frauen.

Nachdem Meow es schaffte allein die Treppe hochzusteigen, war er mehr bei mir oben als unten bei den Thai Leuten.

Mit der Zeit wuchs meine Zuneigung zu Meow und als er sechs Wochen alt war, nahm ich ihn zum ersten Mal mit nach draußen. Vor dem Haus gab es ein ausgedehntes Stück Grasland auf dem es Meow nach ersten zögernden Versuchen liebte herumzustreifen.

Eine Woche später turnte er schon über die Dächer der Nachbarhäuser, kam aber immer aus irgendeiner Ecke hervor, wenn ich ihn rief.

Eines Tages, als ich vom Einkaufen zurückkam, hörte ich Meow jämmerlich von oben herab miauen. Er war aus meinem Apartment durch das offene Fenster auf einen Sims geklettert und konnte nicht vor und nicht zurück. Ich kletterte die Außenwand empor, nahm ihn in meinen Arm und kletterte wieder nach unten. Etwa zwei Meter über dem Boden versuchte er sich zu befreien und da ich fürchtete, dass er sich beim Aufprall auf den Betonboden verletzen würde, sprang ich mit ihm im Arm herunter.

Ich habe eine Menge Sport in meinem Leben betrieben und meinte ein Sprung aus zwei Meter Höhe sollte kein Problem sein. Ich landete auch sicher und ließ Meow los, der davonrannte. Als ich mich aufrichtete, schoss ein stechender Schmerz aus meinen Füßen hervor. Ich konnte nicht mehr auftreten und musste auf Händen und Knien ins Haus und die Treppe hinauf in mein Apartment kriechen. Am nächsten Morgen waren meine Füße blau und ich konnte weder stehen noch gehen.

Es dauerte zwei Wochen, bis ich allmählich wieder sachte herumschlurfen, mich auf meinen Scooter schwingen und eine Klinik aufzusuchen konnte. Dort eröffnete man mir, dass einige Bänder gerissen waren und dass es noch etliche Wochen dauern würde, bis ich wieder schmerzfrei gehen könne. Zu dieser Zeit war mir nicht klar, dass es noch sechs Monate dauern würde, bis ich wieder einigermaßen normal würde gehen können.

Mein Boss war nicht besonders erfreut über meine eingeschränkte Nutzbarkeit und im Rückblick weiß ich nun, dass dieser Zwischenfall der Anfang vom Ende meiner Beschäftigung in dieser Agentur war.