Freitag, 2. Dezember 2011

Chatree
Ich fahre jeden Morgen mit meinem Scooter zur Arbeit und stelle ihn in der Tiefgarage des Gebäudes, in dem ich arbeite, ab. Eines Morgens Anfang August bellt mich eine Hündin an, die ich zuvor gelegentlich gesehen habe. Ich gehe auf sie zu, aber sie bellt nur noch wütender.

Am Abend, nach Büroschluss, als ich zu meinem Scooter gehe, sehe ich sie wieder nervös herumlaufen und bemerke einen Welpen, der hinter einer Wandverschalung verschwindet. Nun wird mir ihr Verhalten klar. Ich versuche hinter die Verschalung zu schauen, aber es ist zu dunkel um etwas auszumachen.

In den nächsten Tagen schaue ich immer mal nach ob Welpen aus der Wand hervorgekrochen sind. Cora, wie ich die Mutter nun nenne, wird etwas zutraulicher und lässt mich näher an sich heran.

Eines Morgens sehe ich zwei tote Welpen neben einem geparkten Auto liegen und zwei Welpen in der Verschalung verschwinden. Ich informiere den Verwalter des Gebäudes und bitte ihn die toten Welpen zu entsorgen.

Am Abend gehe ich nachschauen und sehe weder die toten Welpen noch Cora oder ihre hoffentlich noch lebenden Jungen. Ein älterer Thai, der sich in der Nähe aufhält, verhält sich in meinen Augen verdächtig und ich spreche ihn auf die Hunde an. Er druckst erst herum, bedeutet mir dann aber ihm zu folgen. Der Thai führt mich zu einer an das Gebäude angrenzenden riesigen, verlassenen Markthalle und dort zu einem Holzverschlag, um den herum sich ein ganzes Rudel Hunde einfindet, als ich eintreffe.

Aus dem Verschlag kommt ein anderer Thai heraus, der mich freundlich anlächelt. Er sagt mir, dass er vier Welpen aufgenommen hat und dass er nicht möchte, dass der Verwalter davon erfährt, da der keine Hunde in seinem Gebäude duldet und auch eigentlich nicht möchte, dass Hunde in der Markthalle versorgt werden. Selbstverständlich versichere ich dem Mann, der sich mir als Chatree vorstellt, dem Verwalter nichts zu sagen.

Ich frage Chatree wieviel Hunde er wohl versorgt und er sagt so gegen zwanzig. Er hat einen Reiskocher in seinem Verschlag und ich sage ihm, dass ich ihm von nun ab regelmäßig einige Kilo Reis vorbeibringen werde. Etliche der Hunde schnappen sich auch ab und zu etwas, was ihnen aus den Garküchen am Gebäude zufällt. Chatree erhält von dort auch Küchenabfälle für die Hunde.

Schon bei meinem ersten Besuch umrunden mich die meisten von ihnen recht freundlich und bei meinen späteren Besuchen, wenn ich Chatree Reis bringe, werde ich von ihnen immer enthusiastisch begrüßt. Ist schon interessant, denn sie, kennen mich ja kaum und es liegen häufig Wochen zwischen meinen Besuchen.